Nachdem der vierte Teil der Toy Story-Reihe vor zwei Jahren angekündigt wurde, war die Freude der Presse und Zuschauer riesig. So stellte zumindest ich mir die Frage, ob und inwiefern eine weitere neue Geschichte wirklich erzählenswert ist. Zweifel waren aus meiner Sicht eigentlich nicht wirklich gegeben, da Pixar mich mit ihren Werken in der letzten Zeit nicht enttäuscht haben.
Und in der Tat würde ich von dieser Fortsetzung erneut überzeug und abgeholt. “A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando” ist eine Geschichte, die erzählt werden musste.
So lieben und kennen wir unsere Spielzeuge aus der Welt von Toy Story.
Toy Story 4 (A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando) knüpft unmittelbar an den emotionalen Abschied unser Spielzeugfreunde an. Andy übergab im dritten Teil die Spielzeug an Bonnie. Und Woody wird bei den täglichen Spielrunden immer weniger berücksichtigt und wird vor allem immer weniger Bestandteil von Bonnies kindlicher Spielzeugerfahrung. Dies liegt nicht zuletzt an einem neuen “Spielzeug” mit dem Namen “Forky”. Diesen Löffel mit Gesicht hat sich Bonnie im Kindergarten selbst gebaut und damit zum Leben erweckt hat.
Forky bedeutet Bonnie in ihrer aktuellen Phase sehr viel und so liegt es an Woody und seinen Freunden dafür zu Sorgen, dass diesem Spielzeug nichts zustösst. Da Bonnie mit ihren Eltern auf einen Camping-Ausflug fährt ist das Abenteuer vorprogrammiert. Forky sieht sich nämlich als Müll und nicht als Spielzeug und sucht immer wieder den Weg in einen Mülleimer.
Mit dieser Fortsetzung wird ein weiteres, neues Abenteuerkapitel mit Woody als Hauptprotagonist aufgeschlagen, welches mit vielen gut geschriebenen Situationskomiken für durchgehende Unterhaltung sorgt und wie gewohnt mit tollen technisch anspruchsvoll inszenierten, animierten Rettungsmissionen in typischer Toy Story Manier überzeugt.
Forky wird von Bonnie gebaut und könnte ein neuer Publikumsliebling werden.
Die neuen Charaktere, die über den gesamten Film dabei eingeführt werden, haben einen enormen Unterhaltungswert und fügen sich alle vollkommen gewinnbringend in die gesamte Handlung mit ein.
So ist Forky von Anfang bis Ende durch seiner doch sehr simplen physischen körperlichen Bestandteile als “Spielzeug” extrem unterhaltend und könnte auch für den einen oder anderen eventuell als einer der neuen Lieblingscharaktere in Erinnerung hängen bleiben.
Auch Ducky und Bunny, die in Ihrer Konstellation – wie im richtigen Leben – sich an dem Comedy-Duo Keegan-Michael Key und Jordan Peele orientieren, garantieren für viele abwechslungsreiche humorvolle Momente. Es gibt eigentlich keinen Moment, worin Forky, Ducky und Bunny nicht beim Zuschauer für ein kleines Lächeln sorgt.
Forky muss beschützt werden, weil er Bonnie glücklich macht. Er selbst glaubt noch nicht daran.
Wie auch schon bei anderen Animationsfilmen aus dem Hause Pixar Studios, werden Themen und Probleme innerhalb der Geschichte adressiert mit dem der Zuschauer sich identifizieren kann.
So wird die Trennung oder das los lassen von alten bekannten Dingen sowie auch der Mut der eigenen Stimme zu folgen des öfteren thematisiert, die zu inneren Konflikten einige Charaktere führen. Die Themen werden dabei organisch in die Handlung eingebracht, die im Kontext des Film hinsichtlich der erzählerischen Entwicklung durchaus auf eine gewisse Richtung verweisen, aber nie vorherrschend wie eine Wolke über den Film wirken.
Themen und Konflikte, die Pixar hier anspricht, sind jedoch nicht einfach willkürlich in die Handlung eingebaut worden, um nur irgendeine bedeutungsschwanger Botschaften dem Zuschauer vorzuhalten. Um genau zu sein wurden vielmehr hier Themen gewählt, die tief im der Charakter der Protagonisten verankert sind. So groß wie die Liebe der Besitzer zu ihrem Spielzeug ist, so groß ist auch die Loyalität und die Bindung der Spielzeuge gegenüber ihrem Besitzer.
Durch den Film hinweg erhält man als Zuschauer daher öfters mal wieder den Eindruck, dass unsere Spielzeuggefährten die aller besten “Freunde” eines Kindes sind, die sie wie Schutzengel durch gute und schlechte Zeiten begleiten. Teilweise ist die Loyalität schon größer als bei manchen Haustieren im richtigen Leben.
Pixar beweist mit der Thematisierung über den Wert der Loyalität, welche die Charaktere für Ihren Besitzer verspüren, dass Pixar die DNA ihrer Filmreihe auch nach 9 Jahren nie vergessen haben und damit die Identität der Filmreihe immer verstanden haben. Denn die Loyalität von Woody zu seinem Besitzer war immer eine Grundprämisse der Toy Story Reihe sowie der Hauptantrieb für Woodys Motivationen und Enthusiasmus, die er gemeinsam mit seinen Freunden teilt und zugleich in jede Rettungsaktion mitzieht.
Obwohl der Film sechs Drehbuchautoren in den Credits aufgelistet, wirkt der gesamte Film dennoch aus der reinen erzählerischen Ebene aus einem Guss. So hat man auch das Gefühl, dass Pixar das Grundgerüst für eine 4. Geschichte schon immer parat hatte und sich lediglich nur noch auf Details ihrer Fortsetzung konzentrieren mussten.
Die Geschichte muss einfach erzählt werden. Das wissen Woody und Porzellinchen ganz besonders.
Mit Toy Story 4 schafft es Pixar erneut den Spagat Zuschauer jeder Altersgruppe auf erzählerischer und emotionaler Ebenen zu erreichen. Der Film ist lustig, wenn er lustig sein soll. Genauso ist der Film dann auch emotional berührend, wenn diese Moment auch auf der großen Leinwand zu sehen sind.
So ist Toy Story 4 (A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando) nicht nur durchgehend unterhaltend, sondern spricht Themen an aus denen jeder Zuschauer seine eigene Botschaft sowie Schlüsse herausziehen kann.
Auch wenn die angesprochen Themen oder Botschaften nicht komplett neu sind und in den einen anderen Filmen der Filmwelt bereits adressiert wurden, schafft es Pixar diese erzählerisch aus seinen Charakteren organisch so hervorzuheben, dass aus der Situation und Szene heraus viele Zuschauer, die eine ähnlich Erfahrung durchlebt haben, auf emotionaler Ebene zu erreichen und zu berühren. Pixar hat hier wieder einen Film kreiert, der viele Menschen ansprechen wird.
Es ist ein großartiger Film für die gesamte Familien mit absoluter Garantie für tolle Unterhaltung. Und um auch den Aspekt der Fortsetzung einzugehen muss gesagt werden, daß dieser vierte Teil einfach nötig war. Diese Geschichte musste erzählt werden.
Das Kino-Ticket lohnt sich auf jeden Fall.